Abnehmspritze

Uns erreicht immer wieder der Wunsch nach einer Verordnung für die ‚Abnehmspritze‘. Viele Patienten sind verzweifelt aufgrund einer frustranen Gewichtsreduktion trotz scheinbar diverser Bemühungen. Trotz hohem Kostenaufwand (Selbstzahler um 270 € /Monat), möglicher Nebenwirkungen und fehlender Langzeitstudien äußern Patienten den Wunsch nach einer Verordnung, nach dem Motto „ Schreiben sie mir die Spritze auf. Ich muss sie ja eh selbst bezahlen“.

Nutzen und Risiken

Wir möchten jedoch an dieser Stelle einmal unsere Einschätzungen diesbezüglich darlegen, damit man vorab in Ruhe und anschließend auch gerne im gemeinsamen Gespräch Nutzen und Risiken abwägen kann.

Hinter der ‚Abnehmspritze’ verbirgen sich Medikamente aus der Gruppe der ‚GLP-1-Rezeptor Analoga‘. Diese wurden initial nur in der Diabetestherapie zwecks Anstupsens der Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse verwendet. Sie wirken zudem verlangsamend auf die Magenentleerung und verstärken das Sättigungsgefühl, weshalb diese Medikamente auch im Bereich des Abnehmens Popularität erhalten haben.

Dies klingt zunächst zu gut, um wahr zu sein. Ganz zu schweigen von den Kosten und einem Rebound Effekt nach Absetzen der Spritze sind mögliche gastrointestinale Nebenwirkungen, vor allem Übelkeit und Bauchschmerzen, zu nennen. Möglich ist zudem das Auftreten einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Was die Langzeitschäden angeht ist unter anderem ein möglicherweise schädigender Effekt auf den Sehnerv noch nicht abschließend geklärt.

Ernährungs- und Bewegungsanamnese

Eine langfristige Ernährungsumstellung, ggf. mit Hilfe professioneller Ernährungsberatung, und körperliche Bewegung sind aus unserer Sicht sicherlich vor einer medikamentösen Therapie zu bevorzugen und zwingend auch nach Absetzen der Therapie durchzuführen um die Gewichtsreduktion und somit den gesundheitlichen Nutzen halten zu können.

Sollte dies aber nicht gelingen und eine Adipositas (BMI >30 bzw. >27 mit relevanten Begleiterkrankungen) vorliegen, müssen natürlich mögliche therapeutische Strategien besprochen werden.

In der hausärztlichen Praxis können wir eine grobe Ernährungs- und Bewegungsanamnese erheben sowie Empfehlungen zur strukturellen Verhaltensänderung geben. Sollte dies nicht erfolgreich sein, eine Adipositas Grad II-III vorliegen mit Komorbiditäten auf somatischer und psychischer Ebene kann eine Überweisung an ein Adipositaszentrum sinnvoll sein.

Besteht nach ausführlicher Risiko-Nutzen-Bewertung die Indikation und der Wunsch nach einer Verordnung stehen wir für die Verordnung, Beratung und regelmäßigen ärztlichen Verlaufskontrolle bereit.

Übergewicht macht langfristig krank. Diabetes, Herzerkrankungen und auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Krebserkrankungen sind nur ein Teil einer Vielzahl von assoziierten Folgeschäden.

Ernährung und Bewegung bleiben die absolute Basis für eine gesunde Zukunft!