Abnehmspritze

Uns erreicht immer wieder der Wunsch für eine Verordnung der ‚Abnehmspritze‘. Viele Patienten sind verzweifelt aufgrund einer frustranen Gewichtsreduktion trotz scheinbar diverser Bemühungen. Trotz hohem Kostenaufwand (Selbstzahler um 300€ /Monat), womöglich langfristiger Therapie und möglicher Nebenwirkungen und Langzeitwirkungen äußern Patienten den Wunsch nach einer Verordnung, nach dem Motto „ Schreiben sie mir die Spritze auf. Ich muss sie ja eh selbst bezahlen“.

Nutzen und Risiken

Wir möchten jedoch an dieser Stelle einmal unsere Einschätzungen diesbezüglich darlegen, damit man vorab in Ruhe und anschließend auch gerne im gemeinsamen Gespräch Nutzen und Risiken abwägen kann.

Hinter der ‚Abnehmspritze’ verbirgt sich ein Medikament aus der Gruppe der ‚GLP-1-Rezeptor Analoga‘.  Dieses wird in der Diabetestherapie zwecks Anstupsens der Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse verwendet. Sie wirken zudem verlangsamend auf die Magenentleerung und verstärken das Sättigungsgefühl, weshalb diese Medikamente auch im Bereich des Abnehmens Popularität erhalten haben.

Die GLP-1-Analoga scheinen neben der Gewichtsreduktion von etwa 10%-15% einen zusätzlichen kardioprotektiven Effekt zu haben. Dies klingt zunächst zu gut, um wahr zu sein. Ganz zu schweigen von den Kosten und der Verfügbarkeit sind unter den Nebenwirkungen vor allem Übelkeit und Bauchschmerzen zu nennen. Was die Langzeitschäden angeht ist unter anderem ein möglicherweise schädigender Effekt auf den Sehnerv noch nicht abschließend geklärt.

Ernährungs- und Bewegungsanamnese

Eine langfristige Ernährungsumstellung, ggf. mit Hilfe professioneller Ernährungsberatung, und körperliche Bewegung sind aus unserer Sicht sicherlich vor einer medikamentösen Therapie zu bevorzugen.

Sollte dies aber nicht gelingen und eine Adipositas vorliegen, müssen natürlich mögliche therapeutische Strategien besprochen werden.

In der hausärztlichen Praxis können wir eine grobe Ernährungs- und Bewegungsanamnese erheben sowie Empfehlungen zur strukturellen Verhaltensänderung geben. Sollte dies nicht erfolgreich sein, eine Adipositas Grad II-III vorliegen mit Komorbiditäten auf somatischer und psychischer Ebene kann eine Überweisung an ein Adipositaszentrum sinnvoll sein.

Übergewicht macht langfristig krank. Diabetes, Herzerkrankungen und auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Krebserkrankungen sind nur ein Teil einer Vielzahl von assoziierten Folgeschäden.

Ernährung und Bewegung bleiben die absolute Basis für eine gesunde Zukunft!